Titus Andronicus ist ein antipsychologisches Stück. Nicht im programmatischen Sinne, sondern in dem einfach materiellen, dass jeglicher psyché (griechisch: Atem) hier in kurzen Takten die Gurgel durchgeschnitten wird. Darin bietet es sich an – und wohl nur dazu, wenn man am Text bleibt wie Sebastian Klink in der aktuellen Inszenierung auf der Probebühne der Volksbühne – für dionysisches Gemetzel, für permanente Lautstärke und den Wunsch, endlich einmal die ganze Bandbreite an Kunstbluteffekten in einen Abend zu stopfen. Demnach ist dem großartigen Satz aus dem Progammtext, der „Staub der Jahrhunderte über diesem Stück“ verfliege „bei der ersten Inhaltsangabe“ wenig hinzuzufügen.
Dass dabei ein „seltenes ästhetisches Niveau“ erklommen wird, ist sogar richtig, denn Klink die Inszenierung läuft konsequent, ohne Glättung und mit direkter Energie. Auf weißer T-Plattform vor übergroßer Leinwand beschreien, begrapschen und ermorden sich die angehenden Profis von der Ernst-Busch in weißen Bodys und Schminke und spielen sich dabei anfänglich so in Rage, dass die Rechnung aufgeht. Diese ist die gleiche wie im Zombiefilm: unhinterfragbare Präsenz von Gewalt. Das ist so einfach und platt, dass Weiterlesen